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Waldkindergarten Am Heuweg
Nachdem die Rodung und Räumung der Waldbesetzung am Samstag, den 7.12.24 im Langmattenwald und damit in unmittelbarer Nähe zu meinem Arbeitsplatz im Waldkindergarten Am Heuweg begannen, stand ich vor einem Problem. Am Nikolaustag mit Nikolausbesuch und sonstigen Aufregungen hatte ich noch nicht mein ganzes Notfallränzlein geschnürt, das ich am Samstag am späten Vormittag aus dem Circuswagen herausholen wollte und im Büro in der Käthe-Kollwitz-Str. zwischenlagern wollte. Denn am Montag, den 9.12.24 wollten wir ja unser Exil im Kirchenraum beginnen. Dass die Räumung und Rodung am Samstag begann, war für mich überraschend.
Ich hatte am Freitag also lediglich etwas Wechselkleidung, die Erste-Hilfe-Tasche, Taschentücher, Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel, die Morgenkreislaterne, Klangschale, Monatskette, Anwesenheitsliste, ein paar Bilderbücher und ...
Papier und Stifte gerichtet.
Auf die meisten adventlichen Rituale wie den Adventskranz und das Himmelsleiterchen wollte ich für die kurze Zeit verzichten, aber der Adventskalender, ein Puppenspiel zum Abschluss des Kindergartentages, bei dem jeweils ein Kind ein Geschenk erhält, das sollte unbedingt stattfinden und die kleinen Geschenklein hingen noch am großen Zweig über dem Tisch und auch die Puppen für das Spiel hatte ich noch nicht zusammengepackt.
Die Polizeibeamten wunderten sich nicht schlecht, als ich mit dem Ansinnen an sie herantrat, dass ich am Samstag vormittag zum Circuswagen wollte, um Materialien zwischenzulagern. Einer sagte allen Ernstes: „Heute ist kein Kindergartenbetrieb“, worauf ich entgegnete, dass ich das genau wüsste, ich sei schließlich die Leiterin“. Tatsächlich bekam ich nach einiger Zeit die Erlaubnis, kurz Materialien zu holen.
Um die Mittagszeit ging ich mit unserem Geschäftsführer das Gelände im Waldseilgarten anschauen. Wohin sollten wir die beiden Zelte (eins für Waldkindergarten am Heuweg und eins für Waldkindergarten Rieselfeld) stellen, die uns die Jugendfeuerwehr ausleihen sollte und die am Montag vormittag gemeinsam mit dem ausgemusterten Bauwagen des Garten- und Tiefbauamts geliefert werden sollten. Dies war aufgrund der „last-minute“ Unterstützung der Projektgruppe Dietenbach zustande gekommen. Vielen Dank dafür.
Am Montag (9.12.) dann also mit zwei Gruppen in der Kirche. Abwechselnd. Während der Waldkindergarten Heuweg drinnen den Morgenkreis erlebte, spazierte der Waldkindergarten Rieselfeld zum Spielplatz. Zum Frühstück war der Waldkindergarten Rieselfeld dann in der Kirche, während die Heuweggruppe sich auf dem Froschkönigspielplatz aufhielt.
Für einen Montag war das höchst ungewöhnlich, die Kinder entsprechend aufgeregt. Für die Erzieher eine Geduldsprobe. Für manche Kinder war es alles andere als einfach, in einer fremdem Umgebung abgegeben zu werden: eine starke Herausforderung.
Parallel stellten unser Geschäftsführer, unser BFD (auch Pfadfinder!!) und eine ehemalige Mutter die beiden großen Zelte auf. Sie haben keinen Boden, es ist feucht im Wald.
Am Montagnachmittag informierte ich mich dann im Baumarkt über gasbetriebene Heizmöglichkeiten, die mein Geschäftsführer und ich dann käuflich erwarben und in den Waldseilgarten schleppten, ebenso ein paar Betonplatten, damit der ausgemusterte Wagen des Tiefbauamtes sicher stand. Ich dachte nur: „Wenn das Gesundheitsamt den Wagen sieht, ist das Thema erledigt.“ Ich beruhigte mich damit, dass er für Materiallagerung o.k. ist. Nur: Ist wirklich gerade Adventszeit? Ich komme nicht ganz darauf klar. Mein Volleyballtraining konnte ich an dem Montagabend nicht mehr absolvieren, die Luft war definitiv raus. Hätte ich die schwere Gasflasche nicht so leichtfertig schleppen sollen?
Ab Dienstagmorgen (10.12.) dann bis zum Donnerstag (12.12.): Auf zum Waldseilgarten.
Die ersten ankommenden Kinder hatten ein Problem mit dem erneuten neuen Ort. Dreijährige waren zum Teil extrem gefordert. Eltern auch, es fanden uns auch nicht alle auf Anhieb. Wenn man dann zu spät dran ist, ist das nicht förderlich für ein gutes Ankommen und eigentlich wollte man schon bei der Arbeit sein. Nein, das war kein Zuckerschlecken für die Eltern. Einige Kinder waren begeistert von den neuen Möglichkeiten, andere weniger. Das Fachpersonal hatte alle Hände voll zu tun, es waren im Dezember zwei neue Kinder hinzugekommen. Die Supervisionssitzung am Dienstag war ein Labsal und eine Kraftquelle, das hatte geholfen. Ich war ganz schön froh, dass der Freitag ein Schließtag war: Fortbildung. Für Abwechslung war in dieser Woche wirklich gesorgt. Puh, das war selbst mir zu viel!
Da noch nicht alles geräumt und gerodet war, ging unser Exil weiter. Ich war am Montag, (16.12.) so gefrustet und genervt, ich war erschöpft und überfordert. Auch meine Kollegen waren nicht froh. Es fanden keine Rodungen mehr statt, wir wollten zurück in unseren Wald. Wir beschlossen am Dienstag, dass wir am Mittwoch in „unseren“ Wald zurückgehen würden. Unser Geschäftsführer hielt Rücksprache mit dem Einsatzleiter der Polizei, der sagte, dass wir zurück könnten, jedoch rechnen müssten, dass ein Einsatz der Polizei den Betrieb an unseren Plätzen ausschließen würde. Die Eltern und Mitarbeiter wurden dementsprechend informiert, dass kurzfristig Änderung möglich sein könnten. Am Dienstagnachmittag räumten wir unsere Materialien zurück in die Waldkindergartenwagen.Heute morgen kam der ernüchternde Anruf: Erneut großer Polizeieinsatz!
Unser Geschäftsführer übernahm wie abgesprochen den mail und sms Alarm, ich schluckte den letzten Schluck Kaffee runter und kramte den Schlüssel für den Waldseilgarten hervor. Eigentlich heute mein Bürotag. Unterwegs überlege ich, was ich alles mal wieder verschieben kann. Erstmal im Büro den Wasserkanister füllen, zum Glück ist der noch stehengeblieben und nicht aufgeräumt, den Kollegen den Waldseilgarten aufschließen, dann wieder die Polizeikräfte um Erlaubnis bitten, dass wir Materialien holen können, damit der Kindergartenbetrieb nicht illegal abläuft.
Die Polizeikräfte informieren mich freundlich, dass der Waldkindergartenbetrieb ausgelagert ist. Ich muss darüber lachen, obwohl ich empört bin, wie man mit uns umgeht, vor allem, wie die Kinder herumgeschoben werden. Das ist skurril! Wir wechseln nicht einfach einen Raum und haben dort alles, was wir brauchen, das ist offenbar die Vorstellung. Es ist mir auch jetzt am Abend dieses Tages noch ein Rätsel, wieso uns der Einsatzleiter so hat reinlaufen lassen, hätte er empfohlen, dass wir noch bis Weihnachtsferienbeginn im Exil bleiben sollen, hätten wir uns die Aufregung heute ersparen können. Ich hoffe sehr, dass sich Kinder, Eltern und KollegInnen von diesem Tag gut erholen können.
Angelika Fink, Leiterin Waldkindergarten am Heuweg