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Bauwagen des Waldkindergartens

Vor 20 Jahren habe ich den Waldkindergarten am Heuweg gegründet. Drei Fachkräfte und ein bis zwei Fachpraktikanten sowie ein Bundesfreiwilliger betreuen aktuell bis zu 20 Kinder im Alter von 3-6 Jahren von 7.45 Uhr bis 13.45 Uhr.
Es gibt einen Morgenkreis mit Liedern, Finger- und Fangspielen, ein gemeinsames Frühstück und einen Abschlusskreis mit erzählten Geschichten wie in jedem anderen Kindergarten auch. In der Freispielzeit können die Kinder mit wem und was sie spielen wollen spielen und sich dazu auch zurückziehen. Da es im Waldkindergarten keine Spielsachen gibt, können die Kinder die Materialien des Waldes wie Stöcke, Rinde, Eicheln, Steine zu Gegenständen umbenennen, was ihre Fantasie genauso fördert wie ihre kommunikativen Fähigkeiten. Die Schlichtheit steht bei uns im Vordergrund, wir haben kein fließendes Wasser und keinen Strom, der Circuswagen ist Lagerort von Materialien und Frühstücksort bei Regen und Kälte. Wir erleben die Jahreszeiten sehr deutlich und ...

nehmen auch die Veränderungen in der Natur deutlich wahr.

Im Traum hätte ich mir nicht einfallen lassen, dass die Einrichtung eines Tages durch Umweltgefahren und durch ein Baugebiet viel größer als der Stadtteil Rieselfeld gefährdet sein könnte. Wir befinden uns zwar am Rand der geplanten Bebauung, sind jedoch durch die vorzeitigen Erschließung schon ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Die versprochene Ertüchtigung des Waldwegs, der als Ersatzstrecke für die gesperrte Mundenhofer Straße dienen sollte, wurde erstmal zum Kraftakt, denn das Material brachte alles zum Einsinken und man kam mit Kinderwagen, Rollator, Lastenrad oder Fahrradanhänger nicht wirklich voran und mancher kam zu Fall.

Als es dann ordentlich planiert war, wurde der Heuweg von teils sehr schnellen Rädern befahren, was zu gefährlichen Situationen geführt hatte.

Richtig übel war dann die Verlegung der Wasserleitung in der Mundenhofer Straße, bei 77 dB ist eine Unterhaltung nicht mehr möglich, die einen offiziellen Stellen bezeichnen das als Gesundheitsgefährdung, die anderen sagen es ist lediglich eine Baustelle. Faktisch konnten wir uns nicht mehr verstehen und die Kinder auch nicht mehr hören. Das war eine belastende Situation, denn wir können nicht die Fenster schließen und es ist dann ruhig. Es sind auch jetzt täglich Baumaschinen zu hören, mal näher mal weiter weg. Mir hat ein Mitglied der Projektgruppe Dietenbach gesagt, dass er als Kind gerne dem Bagger zugesehen hätte. Darauf entgegnete ich, dass dies sicherlich nicht täglich 6 Stunden waren und gewiss nicht drei Jahre lang.

Am 7. Oktober wunderte ich mich, dass die Eltern, die zur Erntedanksuppe, die wir mit den Kindern gekocht hatten, nicht kamen. Sie kamen nicht durch, denn eine Baufirma hatte einen Erdwall auf dem Heuweg aufgeschüttet, durch den kein Fußgänger, Radfahrer oder Kinderwagen hindurch kam. Klar, Flucht- und Rettungswege sollen ja immer frei sein. Aus gutem Grund. Zum Glück haben die Waldbesetzer in Handarbeit geholfen, den Weg frei zu machen, so dass unsere Eltern doch noch von unserer Suppe kosten konnten. Aktuell fühlen wir uns von der geplanten Rodung bedroht. Für die Verlegung der Ferngasleitung soll eine 120 m lange und etwa 25 m breite Schneise am nordwestlichen Rand des Wäldchens gerodet werden soll, was als befristete Wald Umwandlung betitelt wird was bedeutet dass links und rechts der Gasleitung keine Bäume oder Sträucher wachsen dürfen, weil sie die Gasleitung gefährden würden. Dies bedeutet für uns und unsere Kinder, dass neben einer weiteren Zunahme von Lärm der „Eingang“ der Kinder in ihren Wald deutlich trostloser aussieht als derzeit. Wie die Kinder darauf reagieren werden, kann ich derzeit nicht abschätzen. Ob es von Seiten der Behörden dafür psychologische Betreuung geben wird, hat mir noch niemand beantwortet. Das wird nicht als Priorität gesehen.

Ich bilde aktuell drei Auszubildende aus. Dazu gehört, dass die Lehrer, die die Auszubildenden in der Praxis aufsuchen und deren Leistung bewerten. So ein Praxisbesuch ist generell eine aufregende Angelegenheit für die Auszubildenden, jedoch wird es ungleich schwerer, wenn man auch noch jeden Tag mit einer Rodung des Waldes und einem Betretungsverbot rechnen muss. Das ist selbstverständlich auch für die Eltern eine heftige Bürde, denn man weiß ja nicht, ob es morgen sein wird, dass ich mein Kind nicht in die Betreuung geben kann. Wir planen an den Rodungstagen einen Rückzug ins Kirchenasyl. Vielen Dank an dieser Stelle an die Kirche, dass wir unterschlupfen dürfen.

Allerdings wird das kein Spaziergang werden, denn es sind zwei Gruppen, mit neuen Mitarbeitern, neuen Kindern, ein Eingewöhnungskind und drei Integrationshilfen, die ebenfalls koordiniert werden müssen. Halleluja!

Aus polizeitaktischen Gründen werden wir plötzlich in Kenntnis gesetzt, ich weiß nicht, was die ankommenden Eltern und Kinder zu sehen bekommen werden und will es mir auch nicht ausmalen, weil ich da eine Gänsehaut bekomme. Leider verstehen Planer offenbar nicht, wie ein Waldkindergarten funktioniert. Auf einer Karte sieht  ein Nebeneinander von Baugebiet und Waldkindergarten ganz gut aus. Viele Eltern wählen einen Waldkindergarten für ihre Kinder aus, weil die Sinne gut geschult werden im Wald und die Reizarmut für die Entwicklung der Kinder sehr positiv ist. Kinder können ihre eigenen Grenzen erfahren und selbst erleben, wie rutschig es manchmal nach Regen oder großer Trockenheit ist und so ihr Verhalten an diese Erfahrung anpassen. Die Kinder bewegen sich viel und erleben den Wald als einen guten sicheren Ort. Nebenbei kann die Mitwelt entdeckt werden. Der Specht ist zu hören und zu sehen, der Kleiber, die Meisen, ein Ölkäfer oder ein Hirschkäfer kann entdeckt werden.  Auch der Baummarder zeigt sich gelegentlich, Bussard oder Falken werden öfter gesichtet, der Ruf des Grünspechts und des Schwarzspechts zu hören. In diesem Sommer konnten wir wieder den Buntspecht beim Füttern der Jungen beobachten. Wie das mit einer Zunahme von Lärm und Erschütterungen, Stäuben noch gelingen kann, ist mir ein Rätsel.

Selbstverständlich hat der Trägerverein nach einem Ersatzstandort Ausschau gehalten. Aus Umweltgründen kommt der Standort unseres Waldkindergartens Mooswald (Nähe Waldseilgarten) nicht in Frage. Ein städtischer Waldkindergarten mit zwei Gruppen befindet sich dort in der Nähe. Nun, wir müssten auch zwei Gruppen umsiedeln. Wir waren zwar die ersten Waldkindergärten in Freiburg, aber das spielt mittlerweile keine Rolle mehr. Als Ersatzplatz wurde der Grillplatz „Seehau“ angeboten. Dort befand sich früher ein wunderbarer Waldspielplatz, der allerdings schon längst verrottet, auch die offene Grillhütte ist vor mehr als zehn Jahren abgefackelt worden. Dort wird gerne Sperrmüll abgelagert und es werden auch regelmäßig Möbelstücke dem Feuer übergeben, denn das macht die Party offenbar zu einer guten. Ich bin skeptisch, ob eine solche Örtlichkeit ein gedeihlicher Ort für Kinder sein kann. Ein weiterer Ersatzplatz befindet sich in Günterstal, Nähe St. Valentin, was für Rieselfelder, Haslacher und Weingartner Eltern nicht wirklich ein Option ist. Der Träger dort hatte das Angebot eingestellt, weil es zu abgelegen gewesen ist. Plätze, die der Waldkindergarten Freiburg e. V. vorgeschlagen hatte, wurden leider abgelehnt. Im Rathaus gelten Waldkindergartenkinder offenbar nicht als Waldschützer, denn als das Bündnis „HändewegvomDietenbachWALD“ letzten Monat die Unterschriften einer Petition übergab, wurde sinngemäß gesagt, dass die Waldkindergärten dem Wald  ja auch schaden. Ob das rechtfertigt, ihn zu roden? Auf manches finde ich keine Antwort. 

Wir sind immer noch auf der Suche nach einem neuen Standort und freuen uns über Tipps!

Angelika Fink
Leitung Waldkindergarten am Heuweg
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www.waldkindergarten-freiburg.de

Büro: Käthe-Kollwitz-Str. 1879111 Freiburg

Tel.: 0761/42960807

Hinweis der Redaktion: Hört doch auch bei den Kolleg*inne von Radio Dreyeckland rein: https://rdl.de/beitrag/kindergartenbetrieb-trotz-polizeieinsatz-interview-mit-angelika-fink-vom-waldkindergarten-am

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