Barrierefreiheit Einstellungen
Wir sind entsetzt angesichts der Schneise der Zerstörung im Dietenbachwald, in ausgerechnet genau dem Jahr, in dem global die 1,5 Grad‐Grenze geknackt wurde. Seit Tagen wird gerodet. „Green City“ steht das denkbar schlecht zu Gesicht, sie sollte besser nennenswert entsiegeln statt Bäume fällen zu lassen, wo es andere Lösungen gäbe.
Bis 2015 war der Wald gar nicht im Umgriff für den neuen Stadtteil. Dann wurde er in die Planung nachgeschoben und sollte für die Bebauung komplett wegfallen. Nur weil das Regierungspräsidium anordnete,das Langmattenwäldchen sei wertvoll und zu erhalten, gab es von Stadtseite Zugeständnisse beim Walderhalt. 2018 schließlich wurde auf Druck von BI und Verbänden das Kapitel „Inanspruchnahme von Wald“ überhaupt erst in den Umweltbericht eingefügt (wenige Wochen vor der gemeinderätlichen Beschlussfassung zu Dietenbach), bis dahin war keine Rede davon gewesen, dass Wald fallen soll. Welch dekadente Idee, einen klimaneutralen und biodiversen Stadtteil auf eine flächige Waldrodung gründen zu wollen!
Es ist unverzeihlich, dass die Entscheider*innen im Freiburger Rathaus den alten Stadtwald für die ca. 26.000 Einwohner*innen der Stadtteile Dietenbach und Rieselfeld (Hitze‐Hotspot!) nicht erhalten. Die Planung hätte zugunsten von Klimaschutz und Klimaanpassung geändert werden müssen – im Hinblick auf die vielen gefährdeten Tierarten sowieso.
Alternative Vorschläge gab es viele, doch die Zusammenarbeit mit Bürger*innen ist in Freiburg unerwünscht (siehe z. B. auch Gaskugelprojekt, Schwammstadt‐Initiative). Dabei war Herr Horn einst angetreten mit „Freiburg braucht mehr […] Grünflächen für Naherholung“ und „Grüne Lungen müssen erhalten bleiben“, es war gar die Rede von einem neuen Politikstil, der „Politik des Gehörtwerdens“. Was wir stattdessen hören und sehen, sind Kettensägen und krachende Stämme, harte Gangart unter der Überschrift „alternativlos“ und eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung nach der anderen.
Auch ziviler Widerstand ist unerwünscht, man setzt auf die Wirkung massiver Polizeipräsenz. Obwohl sich Menschen in Baumhäusern befinden, wird in nächster Nähe gerodet. Man geht ein hohes Gefährdungsrisiko ein. Umstehende werden bedrängt und beim Versuch, an ihre Personalien zu kommen, bedroht. Presseleuten wurde der Zugang verwehrt, jemand wurde trotz Presseausweis zur Personalien‐Aufnahme gezwungen. Die angemeldete Mahnwache wurde be‐ und verdrängt.
Bei der Rodung ganzer Wurzelstöcke und beim Schreddern wird die Tötung von Tieren im Winterschlaf billigend in Kauf genommen, z.B. Hirschkäfer, Haselmaus und Igel. Eine ganze Igelfamilie liegt jetzt geschreddert auf der Rodungsfläche. So sieht die Umsetzung des Klima‐ und Artenschutzmanifestes der Stadt Freiburg aus.
Wir bedauern, dass der wunderbare „Spielraum“ der Kinder des Waldkindergartens im Dietenbachwald zusammengestutzt wird. Wir solidarisieren uns mit dem Bündnis „Hände weg vom DietenbachWALD“ und mit der Baumbesetzung vor Ort. Vor allem verneigen wir uns vor den mutigen jungen Menschen, die sich seit Jahren gezwungen sehen, im Dieti diesen gefährlichen Job zu machen. Es macht uns wütend, dass junge Menschen in Freiburg wie bundesweit in Ohnmacht und Verzweiflung getrieben werden, weil die Politik angesichts der Klimakatastrophe versagt. Auch, wenn wir nicht mit allen Aktionsformen der Baumbesetzung mitgehen können, teilen wir ihre Wut, Trauer und Enttäuschung angesichts der Zerstörung der Lebensgrundlagen.
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!