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Wir haben nur eine Welt. Aber wenn wir so weiterleben, brauchen wir drei Welten.
(Lutz Engelke, 2010)
"Wir Landwirte und Bürger treten für den Erhalt des Gewannes Dietenbach als Landwirtschaftsfläche, Kulturlandschaft und Naherholungsgebiet mit seinen Äckern, Wiesen und Wald ein. Wir sind strikt gegen eine Bebauung die seitens der Stadt aktuell forciert und bejaht wird.
Warum? - Thema Ackerflächen/ Böden
Das Umweltbundsamt schreibt hierzu auf seiner Website folgendes:
„Der Boden ist eine wichtige Lebensgrundlage und eine nur bedingt erneuerbare Ressource. Er erfüllt vielfältige, für das Leben notwendige Funktionen. Doch Boden und Landwirtschaft bedingen sich nicht nur gegenseitig. Sie sind auch für den Schutz von Wasser, Luft, Klima und Artenvielfalt besonders wichtig.
Böden erfüllen ganz unterschiedliche Funktionen. Sie sind Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen. Sie sind auch Hauptbestandteil von Landökosystemen und komplexer Wasser- und Nährstoffkreisläufe. Sie dienen als Filter und schützen das Grundwasser, ernähren Pflanzen und beeinflussen das Klima. Böden dokumentieren unsere Natur- und Kulturgeschichte.
So wichtig der Boden für das Leben auf der Erde ist, so erschreckend ist der oft sorglose Umgang und die geringe Wertschätzung für Böden. Böden geraten weltweit unter Druck. Die vollständige Bebauung von Boden führt zu seiner Versiegelung und zur Zerstörung des Bodens.
Ökologisch wertvolle Flächen werden in Bauland und Standorte oder Trassen für Infrastrukturen wie Kläranlagen, Flugplätze, Straßen oder Bahnlinien umgewidmet. Negative Umweltfolgen sowie schädliche städtebauliche, ökonomische und soziale Auswirkungen sind unausweichlich.
Die Bundesregierung hat sich deshalb im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlungen und Verkehr auf 30 Hektar pro Tag zu verringern. Im Durchschnitt der Jahre 1993 bis 2003 lag der Flächenverbrauch noch bei 120 Hektar pro Tag.
Darüber hinaus fordern der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), der Rat der Sachverständigen für Umweltfragen (SRU) sowie der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), spätestens zum Jahr 2050 die Inanspruchnahme neuer Flächen auf null zu reduzieren.
Insgesamt sind die Inanspruchnahme immer neuer Flächen und die Zerstörung von Böden auf die Dauer nicht vertretbar und sollten beendet werden. Angesichts global begrenzter Landwirtschaftsflächen und fruchtbarer Böden sowie der wachsenden Weltbevölkerung ist der anhaltende Flächenverbrauch mit all seinen negativen Folgen unverantwortlich. Dies gilt auch und besonders mit Rücksicht auf künftige Generationen.“
Im Dietenbach sind viele Landwirte betroffen, die dort im Eigentum oder durch Pacht ihre Flächen bewirtschaften, einige davon wären durch den Verlust auch existentiell bedroht. Als Verkaufspreis wird ihnen 15,00 € geboten oder – bei Nichtverkaufenwollen – wird mit Enteignung gedroht. Zur Erinnerung: wir haben die Grünen an der Macht!?!?
Andere Ackerflächen als Ersatz in Freiburg und naher Umgebung auf dem freien Markt zu finden, ist für Landwirte fast aussichtslos. Es sind einfach keine Flächen mehr auf dem Markt und wenn, zu maßlos überteuerten Preisen.
Dies bedeutet einen doppelten Verlust für die Landwirte: sie werden sich für den 15,00 € Erlös/ m² kein Ersatzland kaufen können. Und dann müssen sie die Einnahmen, da diese im Betriebsvermögen sind, noch versteuern. Oder „reeinvestieren“ in Maschinen, auch wenn man diese gar nicht wirklich benötigt…
Thema Ersatzflächen
Die Stadt müsste ca. 76 ha Ersatzfläche beschaffen, um den betroffenen Landwirten die Flächenverluste auszugleichen. Bis jetzt hat sie jedoch nur ca. 29 ha als geeignete Ersatzflächen aus ihrem eigenen Bestand ermitteln können. Es wird auch nicht mehr werden, weil einfach nicht mehr genug Flächen zur Verfügung stehen.
Diese Flächen sollen durch einen „Verteilungsschlüssel“ (der angeblich mit den Landwirten ausgearbeitet wurde – wir wissen von nichts) an die Landwirte vergeben werden. Es werden sich hierbei Ungerechtigkeiten ergeben, Diskussionen und Aufruhr sind vorprogrammiert.
Weiter werden schon jetzt anderen Landwirten außerhalb vom Gewann Dietenbach und außerhalb Freiburgs stadteigene Pachtflächen gekündigt, die nachher den Dietenbacher Landwirten zur Verfügung gestellt werden sollen. D.h. aber dass auch diesen Landwirten in Folge Flächen weggenommen werden und auch dort durch den Flächenverlust die Wirtschaftlichkeit und teilweise auch Existenz der Betriebe zu befürchten sind. Auch bei diesen Landwirten in zweiter Reihe entsteht jetzt schon Unruhe und Unwillen.
Thema Ausgleichsflächen
Für den Verlust der Ackerflächen müssen aber auch Ausgleichsflächen gestellt werden, laut Angabe der Stadt zw. 40 und 70 ha. Und zwar (lt. Drucksache G-16/095) davon „ein Großteil in einem engen funktionalen Zusammenhang zum Eingriffsort, um den Verlust von Offenland als Nahrungshabitat für Vögel zu ersetzen“.
Wo sind diese Flächen? Hierzu von der Stadt keine Angaben. Unserer Meinung nach in Freiburg Stadt ein unlösbares Problem.
Außer man nimmt diese Flächen wieder – von den Landwirten…- oder man geht „wildern“ ins Umland…
Weitere Themen
Die Grundlage zur Berechnung des Beschlusses für Dietenbach lässt auch aufhorchen:
Die Gemeinderats-Drucksache 12-194 von 2012, Anlage 2, Abb. Seite 10 errechnet den darin behaupteten zusätzlichen Baubedarf von 16.000 Wohnungen bis 2030. Dieser beruht zu fast 60 Prozent (also 9000 Wohnungen) nur auf der fraglichen Ursache "Zunahme der Pro-Kopf-Wohnfläche" der Freiburger Gesamtbevölkerung, d.h. Zunahme um 0,2 m² pro Jahr und Person, also innerhalb von 15 Jahren 3 m² Zuwachs für alle EinwohnerInnen Freiburgs.
Dieser so herbei gerechnete Phantasiebedarf an Wohnungen ist ein Taschenspielertrick der Stadt, um den Bedarf für einen Neubaustadtteil Dietenbach mit 5000 Wohnungen herbeizuzaubern. Die für die wachsende Bevölkerung nötigen neuen Wohnungen können mehr als genug mit dem laufenden Flächennutzungsplan und sowieso bestehenden Baurechten errichtet werden.
Weiter zu beachten ist dass die Bevölkerungsprognosen der Stadt Freiburg zu überprüfen sind: laut Dr. Löser von Ecotrinova hat in 2015 der Geburtenüberschuss von 481 Personen den Verlust von 669 Personen bei Deutschen nicht mehr ausgeglichen, Tendenz weitergehend. Die hohen Zuwächse aus 2011/12 seien den damaligen Doppel-Abiturjahrgängen, dem Ende des Zivil-und Wehrdienstes und der damaligen Einführung der Freiburger Zweitwohnungssteuer zuzurechnen.
Es gibt viele Alternativen zum Bauen auf der grünen Wiese. Aufstockungen, grundsätzlich mehr Genehmigungen für höhere Bauwerke, Leerstandsregister, mehr Wohnungen statt Büros (Bahnhofsmeile!), Überbauung von großen Parkflächen. Macht aber alles eben mehr Mühe als das Bauen auf der Grünen Wiese…!
Sozialer Wohnungsbau
Sozialer Wohnungsbau mit Investoren sprich privaten Baufirmen ist nicht möglich, denn auf Dauer bleibt keiner dieser Sozialwohnungen übrig. Die Investoren müssen sich meist ja nur für eine begrenzte Dauer für eine günstige Miete verpflichten, nach meist 15 oder 20 Jahren ist Schluss mit der Sozialmiete und die Mieten werden marktüblich berechnet. Dies kann man wunderbar schon im Stadtteil Rieselfeld nachverfolgen.
Mit geplanten Verkaufspreisen von 600 €bis 830 € / m² Bauland im Dietenbach ist kein „günstiger“ Wohnraum zu verwirklichen. Also dreht sich die Mietpreisspirale wieder von vorne los…
Und bitte auch zu bedenken: von wem wird denn geförderter Sozialwohnungsbau bezahlt?? Von uns allen wiederum…
Zuzug lässt sich durchaus bewusst steuern
Es ist allseits bekannt dass Zuzug in Schwarmstädte anderswo Leerstand erzeugt. Leere Dörfer und Städte sind das Ergebnis von Neubau.
Fuhrhop schreibt von einer „Hysterie um Wohnungsnot“: es wird uns suggeriert, in Deutschland gäbe es eine neue Wohnungsnot. 825 tds Mietwohnungen (ungefähr eine Stadt so groß wie München) müssten innerhalb der nächsten 5 Jahre gebaut werden. So dramatisch nachzulesen in 2 Studien von 2012, welche die sogenannten Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ erstellen ließ, eine Allianz von Lobbyisten des Neubaus mit der Industriegewerkschaft Bauen, dem Deutschen Mieterbund, Verbänden des Baugewerbes und der Wohnungsbauunternehmen. Es klingt fast, als lebten Millionen Deutscher Bürger in Notunterkünften oder auf der Straße. Und die Lobbyisten fordern weiter, es müsse noch mehr gebaut werden, Jahr für Jahr. Den Verbänden ist es nie genug.
Übrigens, in 2012 wurde auch das „Handlungsprogramm Wohnen“ in Freiburg beschlossen – ein Zufall?
Finanzierung
Laut der Drucksache G-16/095 gibt es nicht nur das offiziell in der BZ und den Medien zu lesende Defizit von 55 Mio, sondern vielmehr müssen auch Aufwendungen über den städt. Haushalt in Höhe von derzeit 98 Mio € finanziert werden (z.B. anteilige Kosten für Erschließung etc.); dies ergibt ein Finanzloch von 153 Mio €, das vom städtischen Haushalt zu tragen ist!
Hinzu kommen aber noch
1.) die Grundstücksankäufe in Höhe von € 17 Mio € , sollte das Eigentümermodell „Abwendungsvereinbarung“ !!! nicht zustande kommen
2.) werden laut o.g. Drucksache „ggf. im Rahmen der Entwicklungsmaßnahme unterstützende Maßnahmen zur Errichtung des geförderten Wohnungsbaus notwendig“. Die Frage „Wieviel?“ wird nicht erläutert!
Und 3.) wird es noch „Mehrkosten“ für den Städtebaulichen Wettbewerb in Höhe von 200.000,00 € geben sowie 1 Mio € für Kosten des Wettbewerbsverfahrens und die angeschlossene Rahmenplanung.
Das ergibt momentan (und jeder weiß…dabei bleibt es nicht – bei dem Talent für öffentliche Großprojekte!!!) ein Finanzloch von ca. 171 Mio €!!
Allein die Kredite für die Zwischenfinanzierungen bis die Stadt Einnahmen durch die Verkäufe der Grundstücke erhält, betragen dabei schon 297 Mio €.
Was für eine Belastung und Verantwortung für die Gemeinderäte, über diese Schulden, die Freiburg noch jahrzehntelang begleiten werden, zu entscheiden! Wobei laut Finanzbürgermeister Neideck der Schuldenberg des städt. Haushalts zum Jahresende jetzt schon bei 189 Mio € liegt.
Weitere Fragezeichen:
Naherholungsgebiete für den neuen Stadtteil: bereits jetzt voll ausgelastet sind die umliegenden Flächen vom Mundenhof, der Dreisam, des Dietenbachparks…wo sollen 12.700 neu Zugezogene sich erholen??
Überschwemmungsgebiet: ob der Hochwasserschutz so funktionieren wird wie jetzt zurechtgebastelt, ist mehr als fraglich und bleibt abzuwarten. Wir Landwirte kennen das Gebiet und wissen um viel Wasserhochstand.
Schlusswort:
..von Daniel Fuhrhop: „Bauen wir also nicht mehr neu, sondern kümmern wir uns um unsere vorhandenen Häuser: Abriss verhindern, Leerstand beseitigen, und die Häuser weiter, neu und besser nutzen. Wenn wir alle Möglichkeiten der Altbauten ausschöpfen, brauen wir keinen Neubau.“
Schon gar keine neuen Stadtteile mit all den negativen und problematischen Begleiterscheinungen.
Empfehlung Lektüre zum Thema:
Umweltbundesamt: http://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft#strap1
Ecotrinova, Medienmitteilungen: http://ecotrinova.de/pages/presse-kurzinfos.php
„Verbietet das Bauen“ von Daniel Fuhrhop"
BI Pro Landwirtschaft und Wald im Dietenbach & Regio i.G./Monika Falkner, Organisationsteam
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