Barrierefreiheit Einstellungen
Die Anwohner um die Wendeschleife sind in erheblichem Maße von Lärm des Kurvenqietschens betroffen. Zusätzlich röhren an warmen Tagen die Klimaanlagen der in den Pausen vor der Weiterfahrt parkenden Bahnen. Der AK Verkehr ist seit Jahren zu Lösungen für beide Probleme mit der VAG im Gespräch. Weshalb quietschen Straßenbahnen und was die ist Lösung?
Die Straßenbahn hat wie die Eisenbahn eine Starrachse, bei der sich die beiden mit einer Achse fest verbundenen Räder nicht unabhängig voneinander, sondern nur mit derselben Geschwindigkeit drehen können. Das Rad auf der Außenseite der Kurve muss eine größere Wegstrecke zurücklegen als jenes auf der Innenseite. Dies führt immer zu einseitigen Ausgleichsbewegungen (Ruckgleiten) zwischen Rad und ...
Schiene. Die dadurch bedingte Reibung Metall auf Metall erzeugt das lästigen Kurvenkreischen in engen Kurven. Im Rieselfeld kann man dieses Straßenbahnquietschen nur um die Wendeschleife hören (Abb.1), weil dort die Schienen einen relativ engen Radius haben. Die hier gemessene Lautstärke des Quietschens bei der Durchfahrt der Stadtbahn lag an Fenstern und auf Balkonen der Anwohner bei maximal 70-80 Dezibel. Zum Vergleich: das Geräusch eines Staubsaugers hat in 1 m Entfernung 70 dB und ca. 80 dB sind es 25 m neben einer stark befahrenen Autobahn.
Abgesehen von dem ekligen und gesundheitsgefährdenden Geräusch kommt es zu einer vermehrten Abnutzung der Schienen und des Rades, was durch den erhöhten Verschleiß mit Mehrkosten verbunden ist. Abb.1
Wie kann man Quietschgeräusche der Stadtbahn verhindern?
Die VAG hat mit Hochdruck daran gearbeitet, diese lästigen Geräusche durch geeignete Maßnahmen zu mindern. Da für die Lärmentwicklung die Fahrgeschwindigkeit eine große Rolle spielt, wurde die Geschwindigkeit für die Stadtbahn in der Wendeschleife auf 10 km/h begrenzt. (Abb.2).
Abb.2: Tempobegrenzung 10 km/h
Abb. 3: Gleisschmieranlage
Eine weitere Maßnahme zur Lärmminderung ist ein lokales Aufbringen einer umweltverträglichen und ökologisch abbaubaren fetthaltigen Paste auf die Flanken und den Kopf der Schienen. Richtig dosiert, verringert das Schmiermittel die Haftreibung soweit, dass es nicht mehr quietscht, es aber auch nicht zu einer inakzeptablen Verlängerung des Bremsweges des Schienenfahrzeugs führt.
Die auf der Linie 5 fahrenden GT8Z, Combino, Urbos sind alle mit Spurkranzschmierung ausgestattet. Combinos und Urbos haben z. T. schon eine Schienenkopf-Konditionierungsanlage bzw. werden alle sukzessive nachgerüstet. Weil dies aber alleine nicht ausreicht, wurde kurz vor der Einfahrt in die Wendeschleife eine stationäre Schmieranlage eingebaut (Abb.3).
Diese Maßnahmen zusammen haben sich als wirksam erwiesen. Jetzt kommt es zur Zufriedenheit der Anwohner nur noch selten zu Kreischgeräuschen und die für die Nacht vorgegebene gesetzliche Zulässigkeitsgrenze von 40 dB wird unterschritten. Dasselbe gilt jedoch nicht für die Geräuschentwicklung durch die Klimaanlagen. Am Ende der Wendeschleife parken die Bahnen bis zu ihrer nächsten planmäßigen Abfahrt. Im Normalbetrieb stehen somit durchgehend eine, manchmal auch zwei Bahnen dort. Ein Teil der Combinos und alle Urbos sind mit Klimaanlagen ausgerüstet die während der Parkzeit von ca. 10 min weiterlaufen. An warmen Tagen erzeugen sie weitgehend dauerhaft 60-75 dB Lärm an Fenstern und auf Balkonen der Anwohner (Abb.4). Es wurden deshalb verschiedene Ansätze zur Lösung dieses gravierenden Dauerlärmproblems mit der VAG diskutiert. Umgesetzt werden nach Auskunft der VAG Änderungen der Steuerungssoftware der Klimaanlagen. Diese sollen dann 2 Minuten nach dem Stopp an der Pausenposition automatisch bis zur Weiterfahrt abgeschaltet werden. Das würde die bisher fast durchgehende Lärmbelästigung auf die kurze Zeit des Herunterfahrens verkürzen. In der diesjährigen Hitzeperiode ist diese geplante Änderung noch nicht in der Rieselfeldallee angekommen. Die Anwohner hoffen auf das nächste Jahr.
Abb. 4: Klimaanlagen der 2 parkenden Bahnen mit einem Geräuschpegel von 72 dB (rot)
Georg Schneider und Heiner Sigel AK Verkehr
Fotos:
1.) Wendeschleife Rieselfeld (FreiGIS)
2.) Geschwindigkeitsbeschränkung auf 10 km/h, entsprechend der Ziffer „1“(Foto Heiner Sigel)
3.) Gleisschmiereinrichtung (Foto Georg Schneider)
4.) Zwei parkende Stadtbahnen mit Klimaanlagen von oben betrachtet und gemessener Lärmpegel von 72 dB, d.h.eindeutig im roten Bereich (Foto Georg Schneider)