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Fragen an den Branddirektor der Freiburger Feuerwehr, Herrn Dr. Golecki.
H.S.: Herr Dr. Golecki, Sie sind Physiker und Abteilungsleiter der Abt. Einsatzplanung und Katastrophenschutz und der zweitoberste Feuerwehrmann in Freiburg. Immer wieder kommt es vor, dass Autos mit einem Verbrenner-Motor in Flammen aufgehen, nicht nur bei Unfällen. Aber auch E-Autos können in Brand geraten. Im Stadtteil Rieselfeld gibt es viele Tiefgaragen (TG), die den Hausbewohnern angenehmes Parken ermöglichen und die Pkws vom Straßenrand nehmen. Aber Pkw-Brände in einer TG sind eine besondere Herausforderung, deshalb meine Frage an Sie: Was soll man als Laie tun, wenn in der TG ein Auto brennt? ...
Dr. Golecki: Die allerwichtigste Maßnahme ist die sofortige Alarmierung der Feuerwehr über den europaweiten Notruf 112 durch den Ersthelfer. Ob es sich bei dem brennenden Fahrzeug um ein E-Auto handelt oder nicht, ist nicht immer auf Anhieb zu erkennen, da ein „E“ am Kennzeichen nicht obligat ist. Meist liegt der Ursprung eines Brandes in E-Autos nicht im Akku. Ein Löschversuch mit einem Handfeuerlöscher kann durchgeführt werden, wenn keine Gefährdung vorliegt, er ist aber häufig nicht erfolgreich. In Fahrzeugen werden vielerlei Kunststoffe verbaut, die sehr viel mehr giftigen Rauch freisetzen als z. B. Holz. Brandrauch ist hochgiftig, deshalb muss die TG zügig verlassen werden.
Also: Keine Zeit verlieren und schnell evakuieren! Wichtig ist, dass ein Helfer die Feuerwehr an der Zufahrt erwartet und Informationen über den Brand geben kann.
Jede TG hat entsprechend der Bauvorschrift zum Gebäudeinneren hin eine Schleuse mit einer sich automatisch schließenden Schleusentür. Die ist so ausgelegt, dass sie einem Brand 90 Minuten Stand halten kann (Widerstandsklasse F 90). Niemals darf man diese Tür durch einen untergeschobenen Keil offenhalten, da dann im Brandfall der giftige Rauch schnell ins Gebäudeinnere und von dort in die Wohnungen gelangen kann! In größeren Tiefgaragen sind automatische Brandmeldeanlagen eingebaut, die einen Brandmeldealarm bei der Feuerwehr auslösen.Am Gebäude gibt es ein Schlüsseldepot, damit die Feuerwehr das Gebäude rasch öffnen und betreten kann. Aber im Notfall kann sie sich auch einen schnellen Zutritt durch ein Rollgitter oder eine Tür mit Hilfe entsprechender Schneide- oder Spreizgeräte verschaffen.Derzeit hat die Freiburger Feuerwehr kein TG-Löschfahrzeug, das aufgrund seiner flachen Bauart direkt in die TG einfahren kann. Liegt bei einem E-Auto ein Batteriebrand vor, wird die Feuerwehr die Akkus noch vor Ort herunterkühlen, da sie in einem kritischen Zustand sein können. Die anschließende Weiterversorgung ist jedoch nicht Aufgabe der Feuerwehr, sondern die eines normalen Entsorgers, der mit niedrigen Fahrzeugen den Abtransport des havarierten Pkws aus der TG bewerkstelligt.
Und zum Schluss noch die gute Nachricht: Bisher ist es in Freiburg zu keinem Brand eines E-Autos gekommen, „harmlosere“ Brände von Handy- bzw. E-Bike-Akkus gab es allerdings."
H.S.: Vielen Dank für diese wichtigen Informationen!
Text und Foto: Heiner Sigel
Grafik: Canva/Rieselfeld.BIZ