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Beim ersten Ortstermin seit 15 Monaten stellt Bürgermeisterin Christine Buchheit die Bilanz eines schwierigen Jahres vor
Erdmännchen und Strauße erhalten neues gemeinsames Gebäude am Ex-Standort der Uhus
Ohne Eintritt, offen für alle, nah dran an Tier und Natur: der Mundenhof ist laut Bürgerbefragung die beliebteste Erholungseinrichtung in Freiburg. Die exzellente, engagierte Arbeit des Mundenhof-Teams wird auch jenseits der Stadtgrenzen wahrgenommen. So erhält der Mundenhof nun zum zweiten Mal nach 2011 den Oscar der deutschen Zoo-Branche – den Biber-Preis. Damals hatte eine Jury die Javaneraffen-Anlage für preiswürdig erachtet, diesmal erhält das Buntmardergehege die Meriten.
Zudem steht auf dem Mundenhof der Umzug der ...
beliebten Erdmännchen an. In ihr bisheriges Gehege sind bereits zwölf Riesenschecken (Kaninchenart) eingezogen. Dafür rücken die quirligen Mangusten in ein neu zu errichtendes Gehege nach, das dort steht, wo einst die Uhus die Aufregungen des Tages an sich vorbeiziehen ließen.
Zur Verleihung des Biber-Preises und zur Vorstellung der GehegePläne fand heute auf dem Mundenhof ein Ortstermin mit Bürgermeisterin Christine Buchheit, Karsten Schultz, Vorsitzender des Berufsverbandes der Zootierpfleger (BdZ), Max Henkel, Vorsitzender des Biberpreis-Komitees, Mundenhof-Leiterin Susanne Eckert und Lioba Grammelspacher vom Förderverein Mundenhof statt.
Dabei freute sich Buchheit über die hohe Ehrung:
„Der Biber ist ein ganz besonderer Preis. Er wird vergeben für herausragende Tieranlagen in Deutschland, die durch moderne Tierhaltung, innovative Ideen und ihre kompetente Umsetzung überzeugen. Der Mundenhof hat sich nun schon zum zweiten Mal gegen sehr viel größere Einrichtungen durchgesetzt. Das ist eine tolle Leistung!“
Ein solches Lob vom führenden Fachverband sei dem Mundenhof-Team und seinen Tierpflegerinnen und -pflegern Ansporn, in dieser Richtung engagiert wiederzumachen. Stellvertretend für die neun Tierpflegekräfte vom Mundenhof nahmen Theresa Fröhlich und Andy Kleint an der heutigen Preisverleihung teil.
Auf dem Foto von links nach rechts: Christine Buchheit, Theresa Fröhlich, Andy Kleint, Mundenhof-Leiterin Susanne Eckert, Karsten Schultz, Vorsitzender des Berufsverbandes der Zootierpfleger (BdZ), Max Henkel, Vorsitzender des Biberpreis-Komitees.
Seit 2001 beurteilt eine Jury des Berufsverbandes der Zootierpfleger anhand eines transparenten Bewertungskatalogs alle deutschen Zoo-Anlagen. Als Symboltier wurde damals der Europäische Biber ausgewählt, weil er sich durch Fleiß und Geschick neue Lebensräume schafft und die Umwelt in seinem Sinne positiv gestaltet. Der Biberpreis will fortschrittliche Ideen fördern, neue Haltungskonzepte bewerben und zur verbesserten Zootierhaltung beitragen. 2002 wurde der Preis zum ersten Mal vergeben, seither gab es jährlich neue Preisträger. Vor dem Buntmardergehege des Mundenhofs ging „der Biber“ zuletzt ans Riffbecken im Zoo Rostock (2019), die Flamingolagune im Zoo Leipzig (2018), die ElefantenAnlage im Zoo Heidelberg (2017) und die Schimpansen-Anlage im Arche Zoo Grömitz (2016). Der Mundenhof ist neben dem Leipziger Zoo der einzige zweifache Biber-Preisträger in Deutschland; 2011 hatte die Biber-Jury die örtliche Javaneraffen-Anlage prämiert.
In der Jury-Begründung heißt es über das Buntmardergehege, das im Jahr 2019 für eine Summe von 400.000 Euro eröffnet wurde:
„Die Anlage besteht aus einem großflächigen Außen- und Ausweichgehege, das die Tiere nach Belieben nutzen können. Das 275 Quadratmeter große Außengehege ist einer offenen Landschaft nachempfunden, die mit zahlreichen Büschen, Stauden und Gräsern bepflanzt ist und den Tieren ausreichend Deckung bietet, so dass der Besucher lange vor der Anlage verweilen kann, um einen Blick auf die Tiere zu erhaschen. Außerdem durchzieht ein kleiner Bachlauf das Gehege, der in einen Teich mündet. In der Mitte stehen den Tieren Kletterstämme und Plattformen zu Verfügung, die ein Überspringen der Umfriedung verhindern, aber aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden können. (…) Hinzu kommt, dass der Besucher den Tieren durch eine abgesetzte Glasscheibe sehr nahe kommen kann, um die tatsächliche Größe der Tiere zu erleben. Das 100 Quadratmeter große Ausweichgehege ist ein volierartiger Bau, dessen Volumen durch eine Vielzahl von Klettermöglichkeiten voll ausgenutzt wird. Im Gegensatz zur offenen Gestaltung des Außengeheges ähnelt dieses Ausweichgehege eher dem Landschaftstyp eines kleinen Wäldchens. Es wird gerne als Rückzugsort genutzt und enthält mehrere Schlafboxen.“
Daneben erinnerte die Bürgermeisterin daran, dass der Mundenhof seit Beginn der Pandemie zwei Mal über längere Zeiträume hinweg geschlossen war: zwei Monate im Frühjahr 2020, fast fünf Monate im Winter 20/21. Trotz Schließung lief der Betrieb dabei weiter. Erst in diesem März war wieder eine Öffnung möglich, mit Kontingentierung, Einlasskontrolle und Kontaktdatenerfassung. Seit dem 14. Mai galt Schnelltest- und Maskenpflicht, seit Wochenbeginn ist der Besuch wieder ohne Test oder Maske möglich. Nun hofft die MundenhofLeitung auf eine erfolgreiche, aufregungsarme Sommersaison.
Bürgermeisterin Buchheit wies darauf hin, dass der Mundenhof permanent im Prozess der Weiterentwicklung sei und an die Herausforderungen der Zukunft angepasst werde, etwa durch den neuen Stadtteil Dietenbach:
„Ein Tierpark ist immer in Bewegung. Gehege kommen in die Jahre, Haltungsbedingungen werden modifiziert, und wenn eine Tierart stirbt, eröffnen sich neue Perspektiven.“
Der preisgekrönte Umbau des Buntmardergeheges bilde den Auftakt für eine Weiterentwicklung der Exotischen Mitte auf dem Hof; der Abbau von „Altlasten“, also nicht artgerechter Anlagen wie im ehemaligen Bärengehege, werde bald abgeschlossen.
„Die Exotische Mitte ist neben dem Zentrum mit seinen historischen Gebäuden und dem Biergarten der am stärksten besuchte Ort auf dem Hof. Hier herrscht an Sonntagen enges Gedränge und hier gibt es auch noch einige ältere Gehege, die nicht den heutigen Anforderungen entsprechen. Nach dem Tod des letzten Uhus mussten wir entscheiden, ob wir mit der Uhuzucht fortfahren wollten. Der Mundenhof hat sich dagegen entschieden und will stattdessen der beliebten Tierart Erdmännchen mehr Raum bieten.“
Neben einer artgerechten Tierhaltung nannte Mundenhof-Leiterin Susanne Eckert weitere Ziele dieser Weiterentwicklung, zudem solle die Exotik auch in der Bepflanzung sichtbar werden:
„Wir wollen die Aufenthaltsqualität für alle Besucherinnen und Besucher erhöhen und mehr Verweilmöglichkeiten schaffen. Dazu gehören auch mehr Sitzplätze und Schattenplätzen.“
Anfang 2020 begann die Eingewöhnung der Buntmarder im neuen Buntmardergehege, das heute mit dem Biber-Preis gekürt wurde. Ins benachbarte Gehege, das bis November von Erdmännchen bewohnt wurde, ist mittlerweile eine neue Kaninchenrasse eingezogen – die Deutsche Riesenschecke. Für die nächste Generation von Erdmännchen wird indessen das frühere Uhugehege hergerichtet. Erdmännchen stammen aus dem südlichen Afrika, passen also herkunftsmäßig gut zu Straußenvögeln, die ebenfalls zwischen Kap, Kalahari und Krügerpark beheimatet sind. Da der Straußenstall marode ist und keine guten Haltungsbedingungen mehr bietet, entstand die Idee, für beide Tierarten ein gemeinsames Gebäude zu errichten.
Dieses soll unter anderem mehr Privatsphäre für die Erdmännchen bieten; ihr altes, schlauchartiges Gehege war von allen Seiten einsehbar und bot den Tieren so wenig Rückzugsraum, dass die Nachzucht mäßig erfolgreich blieb. Im neuen Gehege wird sich das ändern. Sein großes Innengehege liegt im Trockenen und Warmen, wird von oben natürlich belichtet und bietet Besuchern eine überdachte Fläche (Regen- und Sonnenschutz). Im alten, maroden Straußenstall war ein Abtrennen kaum möglich, viele Ecken schränkten die Sicht ein. Nun hat der Mundenhof in Eigenregie mit der Planung des neuen Gebäudes begonnen, anhand vorhandener Anlagen in anderen Zoos (Basel, Heidelberg). Klar ist bereits, dass es für die Erdmännchen von allem genug geben soll: genug Fläche, genug Schlafplätze, genug Versteck- und Grabmöglichkeiten, genug Rückzugsareal, genug Beschäftigungsmöglichkeiten. Der Mundenhof plant mit etwa 140 Quadratmetern Außengehege und weiteren 30 Quadratmetern Innengehege; damit werden die Mindestanforderungen der Zoorichtlinie (16 qm für bis zu sechs Tiere, plus 2 qm pro weiteres Tier) bei weitem überschritten.
Gerechnet wird mit Baukosten in einer Größenordnung wie beim Buntmardergehege, das 400.000 Euro gekostet hat. Gut die Hälfte des Betrages ist schon unter Dach und Fach: 150.000 Euro kommen vom Förderverein Mundenhof, 50.000 Euro steuert ein hiesiges Bauunternehmen aus Anlass seines 70-jährigen Firmenjubiläums bei, zwei örtliche Banken haben jeweils 5.000 Euro zugesagt. Und da Kleinvieh auch Mist macht (wie alle Beschäftigten und Gäste des Mundenhofes bestätigen können), sammelt der Mundenhof zusammen mit dem Förderverein in den Spendenwürfeln im Gehege weitere Einzelspenden.
Siehe auch: Tiergehege Mundenhof
Fotos und Video: Rieselfeld.BIZ