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Er war ein Tier mit Ausstrahlung und Bedeutung. Er war schon so lange da, dass keiner der Mundenhof-Mitarbeitenden und Freunde weiß, wie lange genau. Jetzt ist er weg: Vergangene Woche musste der letzte Uhu des Mundenhofes eingeschläfert werden.
Wie die Leitung des Freiburger Tier-Natur-Erlebnisparks mitteilt, wurde der Uhu 40 bis 50 Jahre alt. Schon seit langem bestand sein Leben aus mehr Abs als Aufs, mehrfach war er in der Tierklinik, konnte sich aber wieder berappeln...
Zuletzt hatten ihm die Tierpfleger Anfang Dezember noch einen großen Unterstand gebaut, da er sich nur noch am Boden aufhielt. Er hat zwar bis zuletzt selber gefressen, musste jedoch das Futter vorgelegt bekommen und flog schon eine Weile nicht mehr. Im Sinne des Tierschutzes entschied der Tierarzt schließlich, den Uhu einzuschläfern. In freier Wildbahn wäre der letzte Uhu nie so alt geworden, wie er es auf dem Mundenhof werden konnte. Sobald ein Vogel entkräftet auf dem Boden bleibt, wird er zur leichten Beute für ein Raubtier.
Die Uhu-Haltung auf dem Mundenhof hat eine lange Geschichte. Heute ist nicht mehr nachzuvollziehen, wann die ersten Uhus kamen. Spätestens Mitte der 1970er Jahre waren sie da, und zwar anfangs fünf Tiere, die nach und nach an Altersleiden starben.
Nach dem Tod der Bären und dem Umbau der Bärenanlage für die Buntmarder ist das Uhu-Gehege in Haltungsfragen die letzte „Altlast“ auf dem Mundenhof. Es entspricht nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Tierhaltung, für die Freiburgs Tiergehege sonst steht. Seit Jahren wächst der Mundenhof stetig – und legt großen Wert darauf, dass seine Anlagen, Gehege und Ställe weitläufig und artgerecht sind. Es geht nicht nur darum, die Tiere einem breiten Publikum zu präsentieren, sondern ihnen ein Verhalten gemäß ihrer Biologie zu ermöglichen und auch Rückzugsorte anzubieten, die vom Publikum nicht einsehbar sind.
Wie geht es nun mit dem Uhu-Gehege weiter? Damit die Uhu- Nachfolge für die Besucher attraktiv ist, zum Mundenhof passt und ihre Haltung artgerecht und ansprechend wird, werden gemeinsam mit den Tierpflegerinnen verschiedene Möglichkeiten gesammelt und abgewogen. Ob Vögel oder Vierbeiner, exotisch oder heimisch: Noch ist alles offen. Fest steht nur, dass das Uhu-Gehege komplett neu und artgerecht umgestaltet wird.
Auch einen Zeitplan für den Neubezug gibt es noch nicht. Zunächst gilt es, bis Ostern das Erdmännchengehege fertig zu stellen. Die Ideensammlung und der Realitätscheck laufen parallel. Welche Tiere gewinnen die Herzen der großen und kleinen Besucher und sind mit den verfügbaren Ressourcen dauerhaft gut zu halten? Mit Giraffe oder Pinguin ist am bisherigen Uhu-Standort daher nicht zu rechnen.
Übrigens – unter Corona hat sich auch der Alltag der Tiere auf dem Mundenhof deutlich geändert. Viele Tiere nutzen ihre Gehege deutlich mehr und steuern auch einst weniger beliebte Stellen zum Verweilen an. Manche halten sich häufiger am Zaun auf, andere scheinen die Ruhe zu genießen. Es gibt aber auch Tiere, die im Lockdown besonders aufmerksam die seltenen Zweibeiner vor den Gehegen beobachten und sich über jede vorbeifahrende Radlerin freuen. Zu letzteren zählen die Gibbons und die Buntmarder. Auch der aktuelle Umbau des Erdmännchengeheges bietet speziell den Gibbons schon großes Kino vor der Haustür: Diverse Maschinen sind im Einsatz, morgens wird unter Scheinwerfern gearbeitet, das stößt bei den Baustellengutachtern im Affenkäfig auf großes Interesse.
Wie der Uhu die Dinge sah, kann man dagegen nicht wissen. Er war eher ein zurückgezogener, ruhiger Geselle und hatte schon länger ein Augenleiden, wie es viele Eulen im Alter entwickeln. Seit der Erblindung erhob er sich nicht mehr in die Lüfte. Nun ist er tot.
PS. Erfreuliche Nachrichten gibt es indes vom Erdmännchen namens Stuttgart (siehe Artikel: Mundenhof statt Netflix). Stuttgart hat wie geplant am vergangenen Donnerstag den Mundenhof verlassen, ist im neuen Tierpark gut angekommen und – so berichten zuverlässige Quellen – dort mit den drei neuen Damen seines Geheges gleich in einer Box verschwunden.
Stadt Freiburg/PM